Es war neulich auf der Münsterplattform, als ich dem eigens aus Berlin angereisten Herzspezialisten das Geheimnis meiner geschwollenen Zunge zu erklären versuchte.
Vielleicht begann es auch damit, dass einer dieser extrem lockeren, langgliedrigen Frührentner auf dem Bänkchen neben uns eine Zigarette anzündete, deren Rauch überhaupt nicht nach Marlboro roch. Kurz gesagt, plötzlich überkam mich das Gefühl, mich in einer Altersresidenz für afrikanische Diplomatensöhne zu befinden. Allerdings von solchen, die es wider Erwaten nicht auf den Rücksitz einer Mercedes Limousine geschafft hatten.
Das einzige was ihnen bis jetzt gelungen war: dass sie ihre ursprüngliche Hirse stampfende Mutti gegen eine europäische, im sozialen Bereich tätige Mutti ausgetauscht hatten.
Natürlich sah ich auch dieses dutzend bleicher Gymnasium Schüler, die vor lauter Angst vor dem, was sie noch alles erwartete im Leben eng zusammen gequetscht auf einer Bank sassen, und eifrig an den Zigaretten mit dem seltsamen Rauch zogen, bevor sie auf ihren X-large Bikes rechtzeitig zum abendlichen Gurkensalat nach Gurten-Gartenstadt düsten.
Kurz darauf wurde mir etwas schwer im Herzen, als der Spezialist mir erklärte, dass die wirkliche Liebe, also diese grosse, schwärmerische Liebe, auf deren Rückkehr man sehnsüchtig einen ganzen goldenen Herbst lang in einem Pariser Hotelzimmer wartet, nie in Erfüllung geht.
Aber wie auch immer, die etwas unsicher und neugierig hinter ihren Erstgeborenen hertapsenden Alleinerziehenden, welchen man schon von weitem ansah, dass sie sich mit dem Gedanken beschäftigten, ob als Zweites nicht ein Mulattchen ganz hübsch wäre, liessen mich weiter an den Fortbestand der Liebe und solch multi-funktionaler Freizeitparks wie der Münsterplattform glauben.
Möglicherweise sieht der Marlboro-Cowboy das alles etwas anders, aber da Rauchen tödlich ist und nicht mehr glücklich macht, wie wir früher glaubten, sind die Zeiten mit dem Rauchen eh vorbei. Ganz egal, wonach der Rauch riecht.
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