30.07.12

Auf der Pechvogel Flugbahn fliegen

Fuss verstaucht.
Dabei wollte ich am 1. August eine grosse Wanderung auf den Säntis machen.
Ausgerechnet heute morgen hatten wir das Thema Glück und Pech im Unterricht. Wir haben über Schutzengel geredet. Und uns gefragt, ob sie manchmal schlafen, oder uns auf eher unsanfte Art nur davor bewahren, in ein noch grösseres Unglück zu geraten. Aber ich kann nun leider nicht mehr nachprüfen, ob ich auf dem Säntis abstürzen würde.

29.07.12

Wundern

Aline, eine alte Schulfreundin, besucht mich. Sie lebt in einer anderen Stadt, wir sehen uns nicht so oft. Sie hat einen Mann, der Professor an der Uni ist und vier halbwüchsige Kinder. Ich führe sie durch den Garten, dann zeige ich ihr das Treibhaus. Es ist ein sehr schönes, altes Glashaus etwas versteckt im hinteren Teil des Gartens. Wir entdecken zwischen den Giesskannen und leeren Töpfen ein, zwei leere Kondompackungen am Boden. 
"Ah, da hat jemand gevögelt", sage ich, und ziehe die Gartenhandschuhe an, um die Packungen weg zu schmeissen. 
"Was, hier?", wundert sich Aline. 
"Offensichtlich", sage ich etwas mürrisch, kann mich aber nicht wirklich ärgern, weil die Lust noch wie ein Lächeln im Raume schwebt.
"Wie haben die das gemacht?", wundert sich Aline noch immer, "hier ist ja gar kein Platz. Im Stehen? Ich habe noch nie im Stehen ...", sie zögert, "... es im Stehen gemacht".  
Wir schweigen, nun beide etwas verwundert.
"Ich wusste bis vor Kurzem auch nicht, was vögeln bedeutet", fährt sie fort. "Meine Kinder haben neulich einen Witz davon erzählt". 
Sie erzählt mir den Witz:
Ein junger Mann klingelt an der Tür und sagt freundlich:

"Guten Tag Frau Fischer. Ich komme Ihre Tochter abholen. Wir wollen gemeinsam fischen gehen."

"Aber junger Mann", sagt die Mutter, "ich heisse doch Vogel!"

Der junge Mann antwortet: 
"Ich weiss, aber ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen".
 "Sie mussten mir den Witz erklären", gesteht sie lächelnd.
Ich lächle auch.
Wir leben in unseren eigenen Welten voller Verwunderung über die wirkliche Welt.

15.07.12

11.07.12

Üben

Rahel ist geschieden und trifft sich mit Männern, die sie im Internet kennen lernt, zu einem Glas Wein, um sie richtig kennen zu lernen. Dann stellt sich heraus, dass das mit den Männern nichts wird, weil sie nur von sich reden, oder weil sie doch rauchen, oder nur eine Affäre suchen, oder nicht wissen, was sie suchen, oder weil sie nicht wissen, dass man eine Frau mit Komplimenten, Aufmerksamkeiten, gierigen Augen und steifen Schwänzen überhäufen sollte.
Aber sie gibt nicht auf. So bleibt sie, wie sie sagt, in Übung.

05.07.12

Obsie

Heute habe ich im Unterricht ein Lied vorgesungen. Es passte so gut zum Thema: Indirekte Fragesätze mit ob. Hatte keine Tonaufnahme gefunden, also musste ich es wohl oder übel selber singen. Ich hatte es von meiner Mutter gelernt. Es ist ein altes Lied. Sie sang es am Klavier und ihre Hände hüpften, ganz Varieté mässig, weit ausholend auf der Tastatur auf und ab.
Es geht so:
Ob sie -obsie -obsie -obsie ob sie mich noch liebt
Ob sie -obsie -obsie -obsie ob sie mir vergibt
Ob sie -obsie -obsie -obsie ob sie an mich denkt
oder in der zwischenzeit zwischenzeit zwischenzeit
oder in der zwischenzeit -hat ihr Herz verschenkt.
Ich sang munter und drauflos, und am Ende wurde mir erst klar, dass ich tatsächlich ein Lied vorgesungen hatte und errötete. Die Klasse applaudierte und ich begann zu glühen. Ich sah den wohlwollenden Bilcken der Gruppe an, dass ich nicht aufhörte zu glühen.
Pause, sagte ich verlegen lächelnd, und flüchtete ins Lehrerzimmer.
Nach der Pause wollten alle das Lied lernen.

01.07.12

So schön, die faulen Sonntage

Es regnet pausenlos und ich bringe aus eifrigem Nichtstun eine nachmirdiesintflutartige Unordnung in meiner Wohnung zustande.