30.07.06

Sommerpause

Ich bin im August auf Reisen.

29.07.06

Nussschnaps

Fortsetzung:Wie man sieht, haben die Baumnüsse im hochprozentigeren Grappa besser fermentiert und die Flaschen sind dunkler geworden.
Man siebt nun den Nussschnaps durch eine Windel und presst die Nüsse aus. Man gibt dem grünlich bitteren Gebräu Zucker zu, etwa 150 g pro Liter. Man filtert den Schnaps noch einmal während man ihn in Flaschen füllt.

Nun stellt man ihn in Keller und lässt ihn dort am besten ein Jahr lang stehen.
Ich habe seit 1993 jedes Jahr eine Flasche von meinem Nussschnaps aufbewahrt. Die restlichen habe ich alle verschenkt. Irgendwann im Winter werde ich mich durch alle 13 Jahrgänge durchprobieren. jeje.



27.07.06

Gewitter

Ich liege auf dem Sofa und bin unschlüssig. Gleich wird es ein Gewitter geben und es lohnt sich nicht mehr baden zu gehen. Alle sind draussen, liegen in den Freibädern auf ihren Frotteetüchern mit Delfin- oder Wellenmotiven und langweilen sich vermutlich. Sie tun etwas gegen die Langeweile indem sie zum Kiosk gehen. Dort kaufen sie ein Eis und packen es gleich aus. Wenn sie auf ihren Frotteetuchplätzchen zurück sind, ist das Eis schon halb gegessen. Dann sitzen sie da und überlegen, was sie nach dem Eisessen tun könnten. Die Frauen schauen, was die anderen Leute für Figuren haben und fühlen sich dicker oder weniger dick als sie. Dann richten sie ihr Oberteil zurecht oder fahren mit der Hand über das Schienbein und prüfen, ob schon Stoppeln zu spüren sind. Dann ist es wieder langweilig und sie gehen ins Wasser. Beim Aufstehen ziehen sie mit den Fingern die verrutschte Badehose über die Arschbacken. Wie jammerschade.
Ich liege auf dem Sofa und bin immer noch unschlüssig. Die Hitze ist lähmend und das Gewitter kommt nicht. Ich stehe auf und schaue in der Küche nach, ob ich dort vielleicht eine Idee finde. Das unabgewaschene Geschirr ist eine Idee, aber ich habe keine Lust etwas zu tun. Essen wäre was. Im Kühlschrank ist Gemüse, Salat, Pouletbrüstchen. Ich habe keine Lust zu kochen. Ich lege mich im Schlafzimmer quer aufs Bett und sehe alles von einer anderen Perspektive. Staub liegt in der Ecke. Ich könnte staubsaugen. Ich sollte wenigstens duschen. Die Zähne putzen hilft manchmal auch. Wie kann man nur so träge sein!
Ich überprüfe meine Möse, nur so. Sie ist nass. Die einzige hier, die weiss, was sie will. „Wenn du mich fragst...“ sagt sie, „...ich habe Lust!“
„Echt?“
Ich unterhalte mich gerne mit ihr.
„Und worauf hättest du jetzt Lust?“
„Auf den kleinen Durchsichtigen“ sagt sie. Es ist ihr Lieblingsdildo, weil er so wunderbar passt. Für mich ist es der unbekannte Schöngeist, der zu meiner Verblüffung all meine Vorlieben kennt und immer schon ahnte, was ich gerade will.
„Und was hältst du vom Neuen?“ frage ich um zu schauen, ob sie sich noch erinnert.
„Oh jajaja!“, sabbert sie. Mösen haben ein pawlowsches Gedächtnis.
Der Neue ist ganz anders. Er macht nämlich nichts so, wie ich es will und muss zu allem verführt werden, aber dann wird er ganz wild und ist nicht mehr zu bremsen. Ich stelle mir vor, dass er nach Urwald riecht. Dicht, schwer, einnehmend, verschlingend.
Das Gewitter bricht aus. Das ist gut, dann hören mich die Nachbarn nicht, bei offenem Fenster. Als ich komme, blitzt es. Ein beeindruckender Effekt. Bin ehrlich überrascht über diese Zeitgleichheit. Es tost und braust im Himmel als würden die Engel applaudieren.

26.07.06

Leben

Als ich heute aufwachte, fiel mir ein, dass mein Leben möglicherweise jetzt gar nicht zu Ende ist, sondern erst richtig losgeht. Mein Gefühl war bisher, dass ich ein wundervolles Leben gehabt habe, das nun aber mit dem Alter nur noch zu Ende geht. Es war aussergewöhnlich, mein Leben, intensiv. Doch die Möglichkeiten im Alter schrumpfen immer mehr auf ein Minimum. Ich fand das bitter. Vielleicht liegt in diesem Minimum aber die grösste Chance meines Lebens. Die wahre Freiheit, der wirkliche Genuss, das grosse Glück. Das ist doch auch nicht schlecht.
Es geht darum, geniessen zu lernen. Sich erlauben glücklich zu sein. Und wie schon das ganze Leben, geht es eigentlich nur darum, frei zu sein. Mit dem Minimum an Möglichkeiten.

Je vous écoute!

Ich höre Ihnen zu! ... sagen die Kellner in der Französischen Schweiz, wenn sie an den Tisch treten, um die Bestellung aufzunehmen.

25.07.06

Der Berner Sommer

Der Berner Sommer ist klasse. Obwohl ich arbeite, habe ich das Gefühl in den Ferien zu sein. Ich arbeite vormittags, dann gehe ich an die Aare. Die Aare ist ein Fluss, der sich durch Bern schlängelt. Alle Berner gehen im Sommer zum Fluss. Sie ziehen sich am Ufer aus und schlüpfen rasch in die Badehose. Sie machen das ohne Umstände. Ich frage mich, wie die das können. Ich muss das unauffällige Ausziehen noch üben: T-Shirt aus - Bikinioberteil an, das geht fix. Aber kaum habe ich die Hosen ausgezogen, werde ich nervös. Ich setze mich hin, presse die Beine zusammen, damit keiner dazwischen sehen kann. Mit zusammen gepressten Beinen rutscht der Slip aber schlecht. Ganz ruhig bleiben, rede ich mir zu, niemand schaut dir zu, es interessierst sich keine Sau für deinen Arsch. Ich ziehe sitzend meine Badehose bis zu den Knien hoch. Mist! Falschrum. Wie lange sitze ich jetzt schon nacktarschig da? Noch einmal ausziehen, andersrum anziehen. Geschafft!
Ich lege meine Sachen auf den Boden und decke sie mit einem Badetuch zu. Überall liegen Badetücher rum, die Kleiderhaufen zudecken. Die Leute laufen der Aare entlang ein Stück Stadtauswärts und schwimmen lachend und kreischend in die Stadt zurück. Einige fahren mit dem Tram aus der Stadt raus, packen ihre Kleider in Abfallsäcke, verschliessen die Säcke gut, binden sie mit einem Seil um den Bauch und schwimmen so ein grösseres Stück im Fluss in die Stadt zurück. Es gibt auch welche, die in Badehosen Tram fahren... im Sommer ist das normal hier. Man trifft alle Berner in Badehosen an.

Viele Leute springen auch von den Brücken obwohl es verboten ist. Verboten ist es, weil man dabei aus Versehen auf Schwimmende springen könnte. Aber das wissen alle und darum passen alle gut auf. Die Springer warten, bis der Fluss frei ist. Manchmal dauert das einige Minuten. An Sonntagen ziehen ununterbrochen hunderte von Köpfen auf der Wasseroberfläche vorbei. Der Fluss ist dann wie ein langer Teppich aus Köpfen. Die Leute auf der Brücke schauen alle und geben unaufgefordert ein Zeichen, wenn der Fluss frei ist. „Isch guet“ rufen sie. Sie wollen schliesslich das kleine Springspektakel sehen. Springen ist fantastisch. Ich bin auch gesprungen von etwa 10 Metern Höhe. Das Wasser ist warm: 21°.

Ich treffe an der Aare immer viele Bekannte. Wir gehen ein Stück gemeinsam Flussaufwärts und plaudern. Alle reden miteinander, auch die, die sich nicht kennen, weil alle gemeinsam auf dem Uferweg gehen und man sich dabei so gut unterhalten kann. Dann gehen die einen ins Wasser, die anderen spazieren noch ein Stück weiter. Später trifft man sich wieder und redet weiter.
Die Freibäder in Bern sind gratis. Das ist das schöne an Bern. Ich gehe immer ins Marzili direkt an der Aare. Im Marzilibad gibt es eine gut abgeschirmte Zone nur für Frauen. Dort sind alle Frauen nackt. Die Zone heisst Paradiesli. Ich gehe ins Paradiesli um mich auszuruhen, wenn ich genug vom Laufen und Schwimmen habe. Manch einer wüsste gerne, was sich im Paradiesli abspielt. Von den Frauen, die dort waren, erfährt man aber nichts. Es ist ein Geheimnis, welches erhitzte Köpfe mit Lesben- oder Haremshalluzinationen zu lüften versuchen.
Von mir werden Sie auch nichts erfahren. Halluzinationen sind ein guter Zeitvertreib in der brütenden Hitze.

24.07.06

Das Herz in Person

Ich rufe meine Mutter an wenn ich eine Garten- oder Küchenfrage habe. Sie ist die zuverlässigste Informationsquelle für diese Belange. Die anderen Belange, wie Männer oder Vorhänge haben sich eher als problematisch mit ihr erwiesen.
„Ich weiss so wenig über dich!“ beklagt sie sich. „Warum stellst du mir nicht mal deinen neuen Freund vor oder erzählst mir etwas von ihm.“
„Wenn ich dir von meinem neuen Freund erzähle, schliesst du ihn wie einen Schwiegersohn in dein Herz und dann bricht es dir das Herz, weil du ihn wieder raus lassen musst, wenn ich einen Neuen habe.“
„Das stimmt nicht, dass ich ihn rauslasse. Ich lasse ihn drin. Mein Herz ist gross genug für alle!“
„Eigentlich rufe ich an, weil ich Stachelbeergelee gemacht habe, und es aber nicht geliert hat...“
„Hast du reife Stachelbeeren genommen?“ unterbricht sie mich.
„Ja“
„Reife Stachelbeeren gelieren nie, mein Kind.“
„Und wie kann ich das Gelee nun retten?“
„Agar-Agar. Das ist ein Algenpulver. Damit kochst du das Gelee noch einmal auf und rettest es.“
Meine Mutter könnte die Welt retten mit ihrem Herzen.

21.07.06

Drum’n’Bass

So lustig, die Berner Spässe 3

„... die Musikrichtung war eher so Tram und Bus.“

19.07.06

Rätselrunde

Ich hätte Ihnen wenigstens noch ein Rätsel hinterlassen können, wie es Frau Isa schlauerweise getan hat. Ich kannte ihr Rätsel nicht und überlegte lange. Ich liebe ja Rätsel über alles. Als ich dann dahinter kam, war ich überglücklich. Aber es war mir peinlich, dass ich zehn Minuten dafür brauchte.

Ich habe nun auch ein schönes Rätsel für die Sommerpause. Es ist mein Lieblingsrätsel:

In welchen Kleidern geht die Sonne unter?

03.07.06

Zu

Hier ist eine Woche zu.

Nussschnaps

Man sammelt die Baumnüsse am Johannistag, wenn sie noch grün sind. Man zerkleinert sie. Dann legt man sie in Grappa, am besten selbst gebrannten, hochprozentigen, gibt etwas Vanille, Zimt, Muskatblüten und Nelken dazu und lässt die Gläser 4 Wochen in der Sonne stehen. Fortsetzung folgt.

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