27.05.09

Das Geheimnis weiblicher Lust

Frauen wollen begehrt werden. Sie finden auch Geschenke, Rücksicht, schmeichelnde Worte und Kerzenschein sehr schön. Und Vertrauen ist auch ein wichtiger Faktor der Lust. Aber das alles erregt sie nicht. Was Frauen erregt ist pure, unverblümte, unverzeihliche Begierde. Sie wollen alle Spielarten, Facetten und Windungen der Begierde zu spüren bekommen. Das ist eins der einfachen Geheimnisse weiblicher Lust.

26.05.09

Blütenstaub

Fredi, der pensionierte Nachbar von gegenüber, fegt nach wie vor jeden Morgen vor seinem Garagentor. Im Moment fegt er Blütenstaub. Raucht dabei seinen Krummen. Hat eine halbe Stunde seine Ruhe. Ab und zu schaut er zu meinem Küchenfenster hoch. Das ist neu. Ich dachte immer, dass man von der Strasse nicht in meine Küche sehen kann. Ich sollte das bald einmal überprüfen. Oder ab sofort etwas anziehen, wenn ich das Frühstück zubereite. Oder Vorhänge kaufen. Obwohl.

19.05.09

Wohin Terminschwächen führen

Aus Versehen in eine Weiterbildung zum Thema ‚Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz’ geraten. Meine Terminschwäche hat mich schon oft in missliche Lagen gebracht. Aber inmitten belästigter, verletzter und hennaroter Frauen zu landen, die mit rauchigen Stimmen schlecht über Männer reden, und gleichzeitig übergross an die Wand scharfe Bilder von sexy Sekretärinnen in engen Kostümen und Männerhänden in Arschnähe projiziert zu bekommen, das war nicht, was ich an diesem Morgen erwartet hatte.

17.05.09

Aussichtspunkte




Eine Wanderung zu zweit ist etwas Neues für mich. Es hat aber viele Vorteile. Ich kann sagen: Guck mal hier oder schau mal da, und nicht immer alleine alles sehen und schön finden. Ich kann mich über Lehrtöchter unterhalten, die ein Teilstück des Weges befestigt hatten. Das stand auf einer Tafel. Ein Umweltprojekt mit der Schule. Wie motiviert die wohl waren. Man kann sich auch zu zweit prima Lehrtöchter vorstellen, die den Weg ausbessern, über den man leichtfertig schlendert.
Der andere kann mich testen, wie belastbar ich bin, und Stress produzieren. Ich kann etwas Witziges sagen und muss nicht still für mich lachen. Man kann zu zweit auf der ganzen Wanderung keiner Menschenseele begegnen und auf allen Aussichtspunkten ein bisschen vögeln.
Ich kann meinen Gedanken nachgehen und gemeinsam nichts sagen. Ich kann fragen. Ich kann mich irren. Mich entschuldigen. Ich kann das Gefühl für einen Mann bekommen. Ein Gefühl, das ich fast vergessen hatte.
Man kann auch gut Fotos vom anderen vor dem überwältigenden Panorama machen. Gesichter im Bergglück.

07.05.09

Jubiläum

Heute zum circa 500sten Mal meine Periode bekommen. Ich habe es heute Morgen beim Frühstücken ausgerechnet.

... !

Nein, es ist nichts.


Es ist nur, dass ich wie ein Rentnerfräulein beim Butterbrotstreichen eigene Jubiläen ausrechne und mich über unbedeutende, hundertfach geleistete Dinge freue, einen guten Grund zum Jubeln habe und mir darauf einen Likör einschenken könnte.

04.05.09

Kleine Freuden

Noch nie im Leben Fellatio gesagt oder geschrieben.
Bis heute Morgen wusste ich noch nicht einmal, was es bedeutet. Ich war immer zu faul um es im Wörterbuch nachzuschlagen.
„Wie geht das, einem Mann eins blasen?“ las ich auf der obersten Zeitung eines Altpapierstapels am Strassenrand. So erfuhr ich von Doktor Sex, dass eins blasen auch Fellatio genannt wird.
Fand es gut, dass die Person, die das Zeitungsbündel zusammengeschnürt hatte, diese Seite zuoberst plaziert hatte. Auch wenn sie das sicher nicht absichtlich gemacht hatte.
Ich jedenfalls mache das immer: Ich lege immer ein Bild aus einer Zeitschrift, meistens eine hübsche Frau oder etwas Aufregendes zuoberst auf den Zeitungsstapel. Um den Passanten, die zufällig einen Blick auf das Altpapier werfen oder den Männern von der Müllabfuhr eine kleine Freude zu bereiten.