18.09.07

Besser als Sex

mir Musik vorspielen und mit mir trinken

15.09.07

Wahrnehmungen

Bouschteu (Baustelle) von 'Bern ist überall' und Mondoskop vom 'Atelier für Zufallsforschung', beides im Schlachthaus Bern sind meine dringenden Empfehlungen an all meine Berner LeserInnen.

14.09.07

Verständigung

Eine Unterhaltung mit meiner Thailändischen Nachbarin ist etwas vom spannendsten überhaupt. Ein permanentes Verhandeln um die Bedeutung der Worte. Ein Ja ist nur manchmal ein Ja, meistens ist es ein Nein oder ein Vielleicht. Darum geht es bei unseren Gesprächen nicht so sehr um die Bedeutung der Worte, sondern darum eine gemeinsame Lösung zu schaffen.

Ist der Brief zu dick?

Es kann nie zu dick sein, sagte die Briefpostschalterbeamtin und lächelte verschmitzt, als hätte sie etwas Zweideutiges gesagt.

13.09.07

Rapport

Meiner Mitbewohnerin - doch, das passt prima, du siehst gut aus! gesagt, als sie ging, unternehmungslustig geduscht, Fingernägel geputzt, Haare gefönt, ein passendes T-Shirt gefunden, guten Mutes ein, zwei, drei Telefone gemacht, (in der Schweiz macht man Telefone, wenn man telefoniert), keine Begleitung gefunden, egal, früher war ich auch immer alleine unterwegs, sehr guten Mutes etwas Kleines gegessen, was noch da war, gebratene Tomaten mit Speck und Spiegelei, darüber Basilikum und Schafskäse, dazu Brot, in der Zeitung nachgeschaut, wann das Theater beginnt, in der Küche herumgetrödelt, abgewaschen, gedankenversunken in der Zeitung geblättert, in der Wohnung herumgelungert bis auch der Mut ungut wurde, den Wäscheberg gebügelt, dazu Noir Désir gehört, beschlossen frisch geduscht mit einem Buch ins Bett zu gehen, meiner Mitbewohnerin - hallo! gerufen, als sie nach Hause kam. Es wieder nicht geschafft auszugehen.
Morgen schaffe ich es.

12.09.07

Hoi

Er stand an der Etikettiermaschine in der Migros, legte das Gemüse auf die Waagschale und suchte die Nummer mit dem Finger. Er grüsste mich und ich kam nicht dahinter, wer er war. Er trug eine Sonnenbrille. Ich war praktisch schon an ihm vorbei als es mir dämmerte: Er! Ich konnte nur noch knapp hoi sagen, was auf einmal sehr japanisch klang.
Fiona sah mich an und sagte: Lass uns zu den Eisregalen gehen, damit du abkühlen kannst.
Dort öffnete ich das Fach mit dem gefrorenen Spinat und steckte meinen Kopf hinein, dann wechselte ich zu den Käseküchlein um nicht aufzufallen. Fiona lächelte und fächelte mir mit den Eisfachtüren kalte Luft zu. Ich glühte und verstand nicht warum. Ich hätte so gerne ein wenig mit ihm geredet, irgendetwas gesagt eben, aber stattdessen lief ich weg.
Früher errötete ich nie.
Früher erkannte ich die Leute auf Anhieb.
Früher sagte ich nie hoi,
Ich sollte wieder öfter unter die Leute gehen, vermutlich.

04.09.07

Heimweg

Ich fahre durch die ganze Stadt von der Arbeit nach Hause. Im Marzili lese ich einen Gedanken auf, und wir radeln zusammen den Berg hoch Richtung Ostring. Meistens ist es eine Phantasie, die mein Radeln antreibt. Am Burgernziel beim Solarium ist die Ampel immer rot. Meine Träumerei fährt bei Rot weiter und hängt mich ab. Ich warte und mein Blick fällt automatisch auf die Reklame mit den goldhäutigen Blondinen. Sie präsentieren ihre gebräunten, blanken Bikinizonen, was mich irritiert. Ich staune und komme nicht dahinter warum. Vermutlich, weil das Artifizielle mir zu fremd ist. Wenn es grün wird, fahre ich traumlos weiter. Die Geschichten bleiben dadurch an den unterschiedlichsten Stellen unvollendet.
Heute zum Beispiel bin ich nicht sehr weit gekommen. Ich habe anfangs zu lange herumgeturtelt. Gerade als er mich dann endlich küsste, kam ich an der roten Ampel an. Gestern war ich mit zwei blauäugigen Burschen in einer Badewanne, mit solchen Geschichten komme ich am besten vorwärts. Und Vorgestern wusste ich an der vermaledeiten Ampel immer noch nicht, ob ich das schwarze oder blaue Kleid anziehen soll für das erste Rendez-vous.

02.09.07

Die Eicheln fallen viel zu früh, dieses Jahr.

Wenn die Eicheln früh fallen, wird es ein schneereicher Winter geben, sagte mir einmal ein alter Schäfer. Nun wusste ich aus Erfahrung, dass man alten Schäfern besser nicht alles glaubt. Dennoch sind mir seither jedes Jahr seine Worte eingefallen, wenn die Eicheln fielen.

01.09.07

klar

Ich habe als Kind nie begriffen, wie das mit den Bienen genau funktioniert. Ich wusste, dass man das Beispiel mit den Bienen machte, um den Kindern zu erklären, wie Babys entstehen. Aber ich wurde anders aufgeklärt. So wie alle, die behaupten, sie wären nicht aufgeklärt worden. Ich fragte und bekam Antworten. Ich begriff nichts. Ich fragte weiter, immer mit dem leisen Verdacht, dass mir das Wesentliche vorenthalten wird. Ich suchte nach Antworten ohne die Fragen zu kennen. Ich schaute mir die Bilder in Aufklärungsbüchern an. Sehr beliebt war auch das dicke Buch über Krankheiten. Am meisten beeindruckte mich der seitlich von oben bis unten durchgeschnittene Mann ganz hinten im Buch. Ich studierte die Zeichnung immer und immer wieder, ohne irgendeine Antwort darin zu sehen. Daneben war eine Frau. Sie war nicht halbiert. Aber man konnte sie aufklappen und dann sah man das innere der Frau. Man konnte sogar das Bauchinnere aufklappen und dahinter war ein Baby versteckt. Das war das Schönste überhaupt. Was ich eigentlich sagen wollte ist:
Ich habe die letzten Wochen zwei Bücher über die Vermehrung der Pflanzen gelesen und weiss nun endlich, wie das mit den Bienen funktioniert.