13.09.06

Vive la pensée polyphone

Mein erster Gedanke beim Aufwachen ist immer eine kleine Erleuchtung. Das ist weil der Verstand noch schläfrig ist. Wenn der Verstand schon wach wäre, würde er den Gedanken aufhalten und prüfen und vermutlich für komplett banal befinden.
Aber der erste Gedanke schafft es, sich unbemerkt von der Traumwelt in das Bewusstsein zu schleichen. Er ist voller Gefühle und Erinnerungen und Farben und Klänge.
Er ist gleichzeitig Erinnerung und Wunsch. Er ist hinreissend, verblüffend. Er lässt alle Ausdehnungsrichtungen zu. Der genialste und der vollkommenste Einfall überhaupt, wie mir jeweils scheint, weil er stimmig ist. Er klingt auch mehrstimmig.
Aber sobald ich den Gedanken aufschreiben will, verstummt er augenblicklich. Der Verstand wacht auf, stellt diesen scheinbar undurchdachten hochstaplerischen Gedanken und verhaftet ihn. Führt ihn ab. So ungefähr.
Was ich dann aufschreibe ist nur noch die Protokollversion des Verstandes. Das Denken des Verstandes ist leider einstimmig und eindimensional.

1 Kommentar:

  1. Mein erster Gedanke beim Aufwachen ist: Gott ist das spät. Oder: schnell zum Klo. Oder noch öfter was unanständiges.
    Die Protokollversion wäre dann spannender wenn es eine gäbe.

    AntwortenLöschen