05.11.09

Arztroman 3

Natürlich schaue ich dann doch. Das war jetzt allen klar. Natürlich bin ich neugierig.

Es gibt genau zwei Doktoren mit diesem Namen. Bei Facebook finde ich die Bilder. Der eine ist ein schöner Mann ganz nach meinem Geschmack. Es ist ein fülliger, entspannt zurücklehnender Mittvierziger mit schwarzem Hemd, Fünftagebart, glänzenden, genussfreudigen Augen und einem klugen Mund. Wenn er spricht, so stelle ich mir vor, dann mit Worten, die man immerzu wie Honig von den Lippen lecken möchte.
Der andere trägt einen blonden, perfekt gestutzten Schnauzbart. Seine Züge sind klar und wohlgeordnet. Sein Mund ist ein dünner Strich, der sich verlegen kräuselt. Ich frage mich, ob in diesem Gesicht jemals eine unkontrollierte Regung zu sehen ist. Natürlich frage ich mich auch, was man tun müsste, um diesem Mann unbeherrschte Laute zu entlocken. Er sieht nett aus. Aber insgesamt unglücklich und etwas geniert.

Ich habe Pech. Es ist der andere.

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