09.01.09
Unterwegs
Ich bin auf einen Pilgerweg geraten. Leider gibt es keine Spazierwege in Südfrankreich auf dem Land. Nur asphaltierte Strassen oder Schlammspuren. Franzosen fahren halsbrecherisch und nehmen keine Rücksicht auf Fussgänger. Also bleiben nur die Schlammwege, welche von Berlin, Paris, Wien und Rom in Südfrankreich gebündelt nach Spanien führen.
Nun sind Pilgerwege für viele Menschen bedenkenlos, aber für mich sind sie ein Gräuel. Ich mag keine Wege gehen, welche tausende von Sinn und sich selbst Suchenden gegangen sind. Horden von genussfeindlichen, angespannten, grauhaarigen, Tagebuch schreibenden, leidenden, religiösen oder kontaktgeilen, in eine Richtung strömenden Egoisten, die Zeichen suchen, und ihre Leere mit Lebensweisheiten, Sprüchen und Antworten füllen. Glauben Sie mir, was ich in Gästebüchern von Pilgerherbergen gelesen habe ist grauenhaft. Und alle bekommen von allen Antworten, auch wenn sie die Fragen nie kannten. Es ist, als würde man einen Paulo Coelho Roman lesen.
Ich habe es nie geschafft, einen Coelho zu lesen. Obwohl mir der Alchemist bestimmt zehn Mal geschenkt wurde. So sind die Leute: Sie lieben Lösungen. Es ist ein Buch voller Lösungen. Nach den drei ersten Abschnitten wurde mir so übel, dass ich es wegwerfen musste.
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