Ich werde heute Hirsch kochen mit Spätzle (habe ich schon einmal erwähnt, dass meine Mutter Schwäbin war: Schätzle, sagte sie, du kommsch mir ersch aus’m Haus, wenn du Spätzle und Maultaschä machen kannsch.) (Ich sehe sie vor mir in der dampfenden Küche, wie sie am Herd steht und mit dem monstruösen Küchenmesser energisch und flink den Teig über den Holzbrettrand ins kochende Wasser schabt, zakzakzakzak, diese kraftvoll schnelle Bewegung, und wie sie jedes Mal beinahe die Hand verbrüht, wenn sie das Killermesser ins kochende Wasser tunkt damit der Teig besser rutscht. Und wie ein Wunder tauchen plötzlich aus den strudelnden Tiefen des Wassers feine Teigstreifen an die Oberfläche auf.)
(Überhaupt, die Kindheit: Manchmal haben wir Kinder Verstecken gespielt, wenn meine Mutter am Kochen war. Ich war etwa drei und mein Lieblingsversteck war unter dem Rock meiner Mutter. Sie trug fast immer bodenlange Röcke, die Hippie-Zeit eben, lange bunte Röcke und ein breites, buntes Haarband. Ich kroch unter ihren Rock und hielt mich an ihren Beinen fest. Es war das beste Versteck der Welt.
Meine Mutter schob mich unter ihrem Rock durch die Küche, sie konnte sich nur schleifend bewegen, aber das störte sie nicht. Meistens trug sie noch die Jüngste in einem Tuch auf dem Rücken oder auf dem Arm und kochte mit der freien Hand.
Sie sang die ganze Zeit. Sie kannte alle Liebeslieder und Operetten auswendig: Ja sehr komisch ha ha ha, ist die Sache ha ha ha. war meine Lieblingsoperette. Ich klammerte mich an ihre Beine und war selig. Ab und zu schob sie mir rasch etwas in den Mund, eine gefrorene Brombeere zum lutschen oder das Herzstück eines Kohls zum knabbern. Meine Schwestern kamen nie drauf, wo ich war.)
Ich werde also Hirsch kochen und Spätzle, dazu Rotkraut und karamellisierte Marronis und das ganze mit halben Birnen mit Preiselbeerkonfitüre und Trauben garnieren. hmm.
jesses, ja!
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