07.10.14

Dazwischen

Ein paar Tage im Tessin verbracht. Am Luganersee. Es ist der schrecklichste Ort, den ich kenne. In einem Haus mit eigenem Seeanschluss. Wunderbar, denkt man... Ja, wenn da nicht noch die Kantonsstrasse dazwischen läge. Der direkte Zugang zum See erweist sich als Todesstreifen.
Am See kann man auf dem eigenen, privaten Seeanschlusswieschen den Liegestuhl aufstellen und ganz locker liegen und so tun, als würden einen die Lastwagen nicht stören, die zwei Meter neben den Kopf vorbei donnern. Es steht ja ein Mäuerchen dazwischen. Alles scheint irgendwie dazwischen zu stehen, im Tessin: Mauern von Illusionen stehen zwischen Lüge und Wahrheit. Zwischen dem, was die Leute glauben zu leben und dem, wie sie tatsächlich leben, liegt die Mentalität. Sie ist duckmäuserisch bis in die Knochen und kompensiert mit Vorzeigestatus. Eine Vorzeigejacht, eine Vorzeigefrau in Vorzeige-vestiti, ein Vorzeige4x4, eine Rolex. Und immer die Sonnenbrille in den Haaren. Das Geld kommt von den Reichen des Sopraceneri, die sich eine Ferienvilla mit Seeanschluss bauen. Und natürlich einen Gärtner brauchen, einen Kellner im Restaurant am See, einen Verwalter oder eine Haushälterin. So viele Optionen gibt es nicht: Dienen oder Ziegen hüten. Dann lieber dienen und am Sonntag mit der Jacht zum anderen Ufer düsen, wo der Vetter im Touristen-Grotto am Einheimischentisch einen Coretto serviert.

2 Kommentare:

  1. Mit anderen Worten: Kein (See-)Anschluss unter dieser Nummer?

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  2. Danke für die wertvollen Reisetipps!!!!!

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