29.05.10

Tage, die das Leben verändern

Es war einer dieser Tage. Tage, die schonungslos mit einem umgehen. Tage voller Fallgruben.
In der Agenda war ein Fisch gekritzelt. Mein geheimes Zeichen für Periode. Nic sagt Periode. Ich mag, wenn sie es sagt. Es klingt ein bisschen altmodisch. Ich sage Mens. Ich sollte an diesem Tag also meine Periode bekommen, was immer ein Grund zum Jubeln ist. 
Ich unterrichtete vormittags. In der Mittagspause kam meine Mens. Festgestellt, dass der erste Tag auch nicht besser als die Tage zuvor war. Nachmittags unterrichtete ich eine andere Gruppe. Mitten im Unterricht kam der Ehemann einer Kursteilnehmerin zu Besuch, setzte sich in die Klasse hinein. Er war stark alkoholisiert. Ich bat ihn, nach Hause zu gehen. Er wollte bleiben. Ich ging mit ihm vor die Tür und sprach mit ihm. Ich hasse meine Funktion als Lehrerin manchmal. Er war ein netter Kerl, leider sehr betrunken. Ich musste ihn überzeugen, dass er wieder ging. Er wurde ausfällig. Beschimpfte mich. Er reklamierte laut, breit und schwankend. Er jammerte. Er beleidigte. Es war enorm anstrengend. Ich blieb ruhig. Überzeugte ihn einfach. Er ging.
Nach dem Unterricht wollte meine Chefin mich noch sprechen. Ich sehe sie sozusagen nie. Ich war erschöpft und neugierig. Und pauschal empfänglich für ein kleines Lob. Stattdessen schrie sie mich an. Ich schrie zurück. Ich wollte nicht schreien. Aber sie war ungerecht.
Ich bekam eine Abmahnung.
Meine Freundin Lou sagt, ich hätte das Monatshoroskop lesen sollen. Dort steht, dass mich irgendeine Planetenkonstellation streitsüchtig macht und ich mich diplomatisch verhalten sollte.
Ich hätte auf der Stelle kündigen sollen.
Inzwischen haben wir uns ausgesprochen und versöhnt. Die Abmahnung war ein Fehler und wird zurückgezogen. Natürlich will sie mich behalten.
Der Gedanke einfach zu kündigen macht mich zuweilen froh. Ich hätte grosse Lust auf eine Veränderung. Veränderungen machen mich lebendig. Sie machen mir auch ein bisschen Angst.
Ich werde jetzt erstmal Ferien machen. Zwei Wochen. Die Planeten bewegen sich ja auch.

4 Kommentare:

  1. Als Zaungast auf dieser Seite kann ich ganz spontan nur sagen: Das kommt mir alles recht bekannt vor.

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  2. Liebe Frau Minka, ich wünsche Ihnen heute schon sonnige und angenehme Tage nach all den Vorfällen!
    Ansonsten wäre noch zusagen, dass das eine sehr befremdliche Schule sein muss, in der sich betrunkene Ehemänner einfach so in Klassen hein setzen dürfen. Was für seltsame Schülerinnen haben Sie da nur? Sie unterrichten ganz sicherlich in keinem Mädcheninternat! Zu Ihrer SituatioN. Wenn Ihnen Ihr Job nicht mehr gefällt, warum machen Sie nicht einfach etwas anderes? Lassen Sie sich versetzen!

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  3. @Zaungast: Willkommen!

    @Anonym: Normalerweise hätte ich diesen Kommentar gelöscht. Aber nun steht er schon eine Woche da und alle haben ihn gelesen. Vermutlich soll er witzig gemeint sein.
    Anonyme Kommentare geben ja auch immer viel Aufschluss über die Person. So stelle ich mir einen jungen, aus immenser Dummheit pauschal fremdenfeindlichen Mann vor, ängstlich bis in die Knochen, aber voller mutiger Taten, mutiger als seine Kollegen, auch ordentlicher, nie eine Schmutzspur am weissen Kragen, fleissiger als andere, aber nie der erste, neugierig auf jeden Fall, insgesamt dienstbereit. Mit Mädcheninternats-Fantasien.
    Wo schon wieder lässt man sich versetzen? War das nicht beim Militär?

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  4. Leute, ich weiss nicht, was hier abgeht, aber hier scheinen doch ganz einfach Missverständnisse vorzuliegen! Oder bin ich etwa die einzige Person, die diese Geschichte nicht voll gecheckt hat? - Nobody.

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