05.04.06

Vom Glück im Abspann zum eigenen Film erwähnt zu werden...

Vielleicht gehe ich darum lieber alleine ins Kino, weil ich mir die sagenhaft dummen
Kommentare der BegleiterInnen danach nicht anhören will.
All die Menschen, die nach einem Film reden, weil sie denken, man müsse nach einem Film etwas zum Film sagen. Ich wundere mich, wie Menschen auf die Idee kommen mir zu erzählen, was sie in dem Film, den wir gerade zusammen gesehen haben, gesehen haben. Ich wundere mich sowieso, was die Leute sehen.

Ich bin immer etwas enttäuscht, wenn ein Film zu Ende ist. Enttäuscht ist das falsche Wort. Entsetzt auch und verwundert ist zu lange her. Ich möchte einfach, dass all diese lichtgefüllten Bilder immer weiter ihre Geschichten erzählen. Das Ende eines Filmes ist immer ein kleiner Schock: Irgendwann wird mir unwiederbringlich klar, dass dies nun eindeutig der Abspann ist, ganz unvermittelt gehen die Lichter an, all die schemenhaften Figuren um mich her erheben sich, sammeln ihren Kram ein, schon gehen die Vorsorglichsten noch schnell auf die Toilette vor dem Nachhauseweg. Da hilft wohl alles nichts. Das eigene Leben geht weiter.

Zum Glück gibt es den Abspann. Der Abspann macht das Zurückkehren leichter. Er gibt mir wenigstens die Möglichkeit, noch eine Weile in einer Zwischenwelt versunken zu bleiben, wie morgens im Bett, wenn ich mich noch einmal umdrehe und den Komplikationen etwas Aufschub gewähre. Ich kann mich aber nach einem bewegenden Film auch entscheiden, möglichst lange nicht in die Realität zurück zu kommen. Dies gelingt mir besser alleine. Dann versinke ich noch tiefer unter der Decke meiner Wünsche und möchte nie, nie mehr aufwachen.

Den Wiedereintritt in die eigene ereignislose Alltäglichkeit halten wohl die wenigsten Menschen aus und so beginnen sie wild drauflos zu reden. Bloss jetzt nicht die Erbärmlichkeit der eigenen Geschichte fühlen, scheinen sie mir sagen zu wollen. Am besten Gemütlichkeit vortäuschen: „Sollen wir noch etwas trinken gehen?“
Das ist als ob der leuchtende Hase in meinem Traum kurz bevor wir fliegen, sagen würde: „Oh, ich kann jetzt nicht, ich muss erst am Automaten ein Ticket lösen.“
Weiss der Schinder, weshalb so viele Menschen es vorziehen, sich der alles übertünchenden Gemütlichkeit der Automaten anzuvertrauen. Da halte ich noch lieber mein eigenes Leben aus, das einfach ganz unerwartet und beinahe unbemerkt weiter geht.

2 Kommentare:

  1. Eine schöne Beschreibung - vielleicht auch für mein Verhalten nach einem Film: ich muss immer noch eine Weile sitzen bleiben und bin gar nicht fähig, Fragen wie: 'Gehen wir noch eins trinken oder fahren wir bei M vorbei' mitzudenken, geschweige denn zu beantworten. Meist dauert es so zwei drei Strassen, bis ich wieder zurück bin.

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