09.02.06

Verdammt jung

Mein Liebhaber ist 24, sagt er jedenfalls. Wahrscheinlich ist er 19 ½ und das irritiert ein wenig. Er ist so jung, dass meine Freundinnen Anstoss nähmen, würde ich mich auf der Strasse nach ihm umdrehen. Ich glaubte - allerdings nur so pro forma - die untere Altersgrenze für Männer nach meinem Geschmack bei 30 ansetzen zu müssen. Doch was wir glauben und was wir erfahren sind zwei Paar Handschuhe, nicht wahr.

Jedenfalls spielt mein Rock’n roll-Boy in einer Band. Es geht um Proben und Auftritte und Freunde, die neuen Sound mitbringen, den man sich sofort anhören muss. In seiner Wohnung gibt es nichts, was man ein Bett nennen könnte. Die Matratze liegt nackt auf dem Boden. Ansonsten steht in allen Ecken rum, was man braucht um seine Jugend sinnlos und glücklich zu verschwenden: Play Station, Gitarre, Verstärker, Kopfhörer, Comics, das ist alles.
Dieser Junge ist so rein, dass man es kaum glauben mag. Er gleicht einem Halbgott, der nur zufällig die Erde gestreift hat. Kein irdischer Besitz scheint ihm verlockend genug, um dabei zu verweilen. Er ist so verdammt jung.

Wenn er nicht dabei ist mir seine neuesten Gesten vorzuführen oder mir beizubringen wie cool leben sein kann, will er alles. So sind die Götter, alles oder nichts.
Also alles - das heisst meinen Körper. Nur mein erfahrener Körper ist in der Lage ihn bei seinem unermüdlichen, leichtfüssigen Sturm auf die Welt zum Innehalten zu bewegen. Mein hemmungloser Körper, der ihn beschämt und in Erstaunen versetzt, den er in allen Variationen durch die von ihm halluzinierten Old-Bitch-Pornos flackern sieht. Unverzeihlich geil.
Er wird ganz verlegen grossmäulig, mein Lover-Boy, wenn er mir erzählt, was er mit mir noch vorhat. Wie er sich vorstellt, dass ich ihn zusammen mit seiner früheren Mathe-Lehrerin im Lesben-Doppel aufgeile, weil wir es beide total nötig haben von ihm gefickt zu werden.
Nun ja, in dem Alter wissen Männer noch, dass sie eine Frau mit ihrem Schwanz heilen können. Wie Schade, dass sie es dennoch solange nicht tun, bis sie es vergessen haben.

Ich könnte ihn stundenlang betrachten. Es ist so beruhigend zu sehen, wie meine Faszination für seinen Körper und mein Begehren ihm das Gefühl von Macht verleihen. Wie töricht die Götter doch sein können. Wie unsicher und verletzlich sie sind.
Bleibt die Frage welches Gefühl meine Überlegenheit über seine selbstzufriedene Gier in mir auslöst. An manchen Tagen scheint es mir, dass wir nicht viel mehr sind als lauernde, berechnende Tiere die sich an der eigenen Macht über den Anderen ergötzen.

Doch wenn ich ihm lächelnd zuzwinkere während mein samtener Mund sich über ihm schliesst, weiss er, dass er sich in guten Händen und in Sicherheit befindet. Alles, was die Welt noch von ihm erwartet, hat Zeit.
Er ist ein ekstatischer Gott und der Magnet zwischen meinen Beinen verleiht ihm die nötige Schwerkraft.

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