Mein erster Gedanke beim Aufwachen ist: Samstag, wie schön. Ich kann liegen bleiben. Unter der Bettdecke duftet es warm. Draussen lockt die Frühlingssonne. Ich entscheide mich fürs Liegenbleiben. Denke an diesen Mann. Ich sass mit meiner Freundin in ihrer Küche und sah ihn nur kurz im Türrahmen stehen. Kein besonders schöner Mann. Aber er hatte besondere Augen und ich spürte, wie ich mich auf der Stelle verliebte. Ich fragte meine Freundin, wer er war. Sie sah mich an und wusste sofort Bescheid. Sie sagte mir, dass sie meinen Geschmack immer weniger verstand. "Er hat was", sagte ich, aber ich wusste nicht was. Am nächsten Tag berichtete sie mir, dass er nach meiner Telefonnummer gefragt hatte. Das sind so Augenblicke im Leben, in denen eine ersehnte Chance unerwartet wie ein Wirbelsturm durch den Körper saust, ein riesen Durcheinander im Herzen anrichtet und Gänsehaut hinterlässt. Wie schön, dachte ich.
"Und was sagst du", meinte meine Freundin, "darf ich ihm deine Nummer geben?"
"Wie schön", sagte ich benommen, und etwas anderes fiel mich nicht ein.
"Du kannst es dir ja überlegen", sagte sie rücksichtsvoll. Ich kann nicht überlegen. Auch in meinem Kopf ist nichts mehr an seinem Platz. Jetzt liege ich im Bett und denke an diesen Mann. Hilfe schreit es in mir.
Stehe auf und hänge die Bettdecke zum Lüften über den Fenstersims. Dann gehe ich auf den Markt und kaufe vier Tomaten Pflänzchen und ein Tränendes Frauenherz. Zu Hause pflanze ich das Frauenherz in den Garten. Die Nachbarin kommt dazu und erzählt, dass sie von ihrer Mutter ein Tränendes Herz zur Hochzeit bekommen hatte. Nach ihrer Scheidung sei die Pflanze eingegangen. Das ist Zufall, sage ich. Aber das Tränende Frauenherz sah das sicher anders.
Oben im Schlafzimmer ist das Fenster noch immer offen. Die Bettdecke riecht jetzt nach Frühlingssonne. Ich breite sie über das Bett aus und freue mich schon jetzt auf sie.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen