30.11.05

Altwerden

Eine alte Oma sagte mir mal:
„Kindchen, wenn du doppelt so alt wie deine Liebhaber wirst, dann wirst du alt.“
Tatsächlich ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass junge oder sehr junge Kerle auf mich abfahren. Sie sagen seltsame Dinge wie:
„Ich stehe auf reife Frauen wie dich.“
Das ist einerseits natürlich schmeichelhaft, andererseits auch lästig.
Es katapultiert mich in dieses ‚reife Damen’ Alter, das mich irgendwie an den Geruch von gelagerten, leicht faulenden Boskop Äpfeln im Keller erinnert.
Geliftete Gesichter erinnern mich immer an diese Glätte von gespannt cellophanierten Hackbraten.

29.11.05

Nachmittags im Lieblingssessel...

...mit Erinnerungen wie Tüten voller Zuckerschaumgebäcke, die Einsamkeit versüssen

27.11.05

Die Nostalgie ist ein Himmelskörper, der stärker strahlt als alle Planeten zusammen.

Der Mann verfällt zuweilen in einen Zustand tiefer Nostalgie, wenn er über die Liebe nachdenkt. Es ist, als käme er ohne Sehnsucht nicht aus. Immer auf der Suche nach Erfüllung. Unsterblichkeit. Ewigkeit.
Er ist infiziert mit tiefen Erinnerungen. Die Erinnerung an eine alte Liebe (tief tauchende sich umgarnende Seelen). Die Erinnerung an eine ferne Geliebte (tief berührenden, rauschigen Sex).

So verhindern Erinnerungen an ein Berührtsein beständig ein Sattsein in der Gegenwart.

Es geht also darum, mit der ewigen Sehnsucht des Mannes zu leben.
Und natürlich auch mit der eigenen.

26.11.05

Das leben ist auch voller Zauber
In tausend Schichten bezaubernd...
Wie Blätterteig.
So liegen Realitäten wie hauchdünne Teigschichten nebeneinander, und wir sehen einander nicht.
Doch wenn ich mich an die Membran, die mich begrenzt
anschmiege,
spüre ich dein Herz schlagen...

Seit ich...

Seit ich im Museum für Anthropologie in Vancouver ein Kleid aus Lachshaut gesehen habe, wünsche ich mir so eins.

23.11.05

So schön die Jungs
in Trance


Gesehen bei. Danke.

22.11.05

Ohrengeschichten

Ich habe eine Mittelohrenentzündung, hat heute der Arzt festgestellt.
Ich kenne das nicht und wäre nie drauf gekommen.
Ich hatte eine andere Vermutung:
Vor zwei Tagen habe ich mir acht Hörbücher aus der Bibliothek ausgeliehen. Als meine Ohren das gesehen haben, haben sie kollabiert. Sie kreischten und surrten und stellten sich dann taub. Boykott.
Ich wollte die CDs schon zurück bringen, beschloss aber dann doch zum Arzt zu gehen. Es war ein eigenartiges Gefühl, nur noch die eigene Stimme in den Ohren zu hören, und die anderen nicht mehr.
Meine Freundin S. würde jetzt sagen: Du musst mehr auf dich selber hören! Aber das ist genau das letzte, was ich hören will, darum habe ich ihr das mit den CDs auch nicht erzählt.
Jetzt liege ich im Bett, warte bis meine Ohren sich erholt haben und höre meine Hörbücher.
Auch nicht schlecht.

21.11.05

Seifenblasen blasen


manara

...inzwischen werde ich weiterhin meine kleinen schillernden Phantasien blasen, und zusehen, wie sie vor Lust zerplatzen...

X-beliebig

Heute Abend wollte ich raus und einen x-beliebigen Mann zum ficken finden
aber ich hatte kein passendes T-Shirt und fühlte mich plötzlich deprimiert.
Ich öffnete meinen besten Barolo um mich zu betrinken.
Da rief Tanja an.
Tanja hat Liebeskummer.
"Ich will tanzen gehen, etwas für meine Seele tun", sagte sie.
Aber sie verwechselte da was, glaube ich.
Sie wollte sich ablenken, nicht wirklich was für ihre Seele tun
Sie wollte ihren Kummer mit etwas X-beliebigem ablenken.
Würde ich denn mit einem passenden T-Shirt etwas für meine Schönheit tun?
Womöglich hat sie Liebeskummer, weil sie dachte,
ficken sei etwas für ihr Herz tun.

Gut, sagte ich, das trifft sich gut, ich wollte eben raus geh'n und ...
etwas für mein Herz tun.

Tanja bestellte uns Prosecco. Sie sah blendend aus. Sie war am ganzen Leib bekettelt, beringt, bereift und beperlt. Sie klimperte wie ein Perlenvorhang eines orientalischen Duftwarenladens. Sie roch auch so.
Ich nahm einen Schluck und sah mich nach einem passenden x-beliebigen Mann zum ficken um.
Aber ich sah nur unpassende x-beliebige Kerle,
die nicht mal beiläufig zu mir rüber schauten,
und dachte,
das liegt wahrscheinlich an meinem unpassenden x-beliebigen T-Shirt.
Aber ich verwechselte da was, glaube ich:
Es liegt nämlich daran, dass eine vierzig-plus-single Frau bei zwanzig-plus Kerlen etwa die Aufmerksamkeit einer Stehlampe erregt.
Und keiner der Jungs kommt auf die Idee, die Stehlampe an zu machen.
Es bräuchte ja nur ein kleines Klicken auf den Schalter, nur ein Blick, ein Zwinkern, ein ahnendes Lächeln, und die Stehlampe würde strahlen, würde die Absicht ausstrahlen, einen x-beliebigen Kerl zum ficken zu finden.
Alle ahnen es, keiner wagt.

Mir fiel ein, dass ich ja mit Tanja hergekommen war. Tanja wollte was für ihre Seele tun und rauchte einen Joint. Sie wollte nicht angemacht werden, wie eine Stehlampe. Sie wollte tanzen.
Sie fragte mich, ob ich sie zu einem Bauchtanzkurs begleiten will.
Mir fiel sofort ihren gepiercten Bauchnabel ein
und ich fand den Gedanken schön.
Ich fragte mich, ob alle Frauen mit Liebesskummer einen Bauchtanzkurs beginnen. Damit für einen Moment der Bauch kreist und nicht die Gedanken, die sowieso ständig nur um den einen Mann kreisen.
Sie wollen womöglich mit einem Bauchtanzkurs etwas für ihren Kopf tun.

Tanja jammerte mir dann den Kopf voll
wie gemein er ist und
dass er nur ficken wollte
es mit jeder X-beliebigen tut womöglich
und sie Gefühle hatte beim Sex
weil ohne Gefühle kann sie gar nicht
und jetzt hat sie Gefühle für ihn.
Dann weinte sie ein bisschen
und schluchzte: "Er hat tatsächlich gesagt, dass er auch nicht,
nur weil er irgendwo schönen Urlaub verbracht hat, gleich dort leben möchte.“
Sie fasste sich wieder mit den Worten:
Er sagt zwar, dass er nichts von mir will, aber ich glaube es ihm einfach nicht!
Dann stand sie entschlossen auf und bewegte sich rasselnd auf die Tanzfläche.

Mir fiel ein, dass ich ja ficken wollte
und fragte mich wie das bei mir
mit den Gefühlen ist beim ficken
mit einem x-beliebigen Mann womöglich.
und überlegte noch ein wenig,
warum Frauen wie Tanja so dumm sind
und den Männern nicht glauben, wenn sie sagen, dass sie nichts von einem wollen.

Ich trank noch einen Schluck Prosecco und schaute mich um,
und hatte das Gefühl in einem Ferienkatalog zu blättern mit lauter passenden x-beliebigen Urlaubsmöglichkeiten.

20.11.05

Männliche Gesten

Als er seine Hemdsärmel herunterkrempelte, und mich dabei beiläufig mit seitlichem Blick ansah, fiel mir ein, dass solch typisch männliche Gesten mich erregen.