Zum ersten Mal bei Ebay etwas ersteigert. Indische Saris. Unglaublich schöne, alte, handbestickte Seidensaris. Sie kamen in weniger als einer Woche aus Indien bei mir an. In einem zugenähten Paket. Pakete aus Berlin brauchen länger.
Nun verbringe ich meine Sonntage nähend. Und Tee trinkend. Bin ganz auf Wintergemütlichkeit eingestellt, Ofenwärme, Kerzenlicht, Suppe, Tee, Nähen, Lesen. Duftöl. Wobei ich meine Vorurteile gegenüber Duftölen nie ablegen konnte. Eigentlich gegenüber Menschen, in deren Wohnung es nach Duftöl riecht. Die Vorstellung von Duftöl in Verbindung mit Menschen, die gerne sinnlich, lustvoll und kuschelig sagen. Oder das Wort erotisch. Und nun riecht es bei mir auch nach Winterabend oder Herbststurm. Aber so ist das: Ehe man sich versieht, ist es Winter und man wird selber kuschelig. Kuscheln ist ja auch geniessen. Zeit zum Geniessen haben. Ich hatte Zeit und lungerte auf dem Weihnachtsmarkt herum. Und da stand ich auf einmal an diesem Duftölstand, schnupperte an den Fläschchen und mochte die Fichte sehr und den Herbststurm. Ich frage den Verkäufer, was sein Lieblingsduft sei. Drachentanz, sagte er. Mir fiel auf der Stelle wieder ein, warum ich ein Vorurteil hatte. Ich sah mir die anderen Fläschchennamen an: Wintertraum, Wintermärchen, Elfenzauber, weiter wollte ich nicht lesen. Also roch ich wieder an den Fläschchen ohne auf die Namen zu sehen. Zwei Duftmischungen waren überraschend gut. Ich guckte: Tantra und Seitensprüngchen hiessen sie. Seitensprüngchen. Mein Vorurteil wuchs ins Unermessliche. Das sind bescheuerte Namen, sagte ich dem Verkäufer. Warum? Ich kaufe doch kein Duftöl, das Tantra heisst. Weisst du überhaupt, was Tantra ist, fragte er. Er wusste es, das sah ich ihm an. Ich fand es gerade nicht so kuschelig über Tantra zu diskutieren. Ich drehte den Deckel des Seitensprüngchens zu und dachte, dass sich alles immer um Sex dreht. Das Fläschchen hatte einfach den falschen Namen.
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