09.12.12

Schlaflos mit einer kleinen Prinzessin

Meine Patentochter ist drei. Sie war noch nie bei mir und darf, wenn sie will, bei mir übernachten. Vorgesehen ist, dass sie will. Also gehen wir am Nachmittag schlitteln, dann zu mir. Ich verkleide sie in eine Prinzessin mit meinen handbestickten Seidensaris. Sie tanzt vor dem Spiegel und ich koche das Abendessen. Reis und Gemüse. Wir essen, aber sie mag keinen Reis und kein Gemüse. Wir spielen Verstecken, dann gibts Nachtisch, Pyjama, Zähneputzen, das übliche Programm. Dann gibt es noch eine Gutenachtgeschichte im Bett. Sie bekommt eine Matratze neben meinem Bett. Sie schliesst die Augen und ich singe: "Heyo spann den Wagen an" und gebe ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn. Sie setzt sich auf: "Ich habe Hunger". Wir gehen in die Küche und sie isst einen Löffel vom Reis, den sie beim Abendessen nicht angerührt hat. "Jetzt gehe ich schlafen", verkündet sie und legt sich wieder in ihr Bett. Ich singe: "Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder" und hoffe, dass sie von Blumen und Trauben träumt. "Ich muss kacken", fällt ihr ein. Was kein Trick war. Dann hat sie noch Durst und später kann sie nicht einschlafen. "Soll ich mich zu dir legen?", frage ich sie. "Ja".
Ich singe: "Müde bin ich geh zur Ruh, schliesse meine Augen zu" und schlafe dabei fast ein. "Kannst du mir die Hand geben?" fragt sie. Ich nehme ihre Hand und sie schläft sofort ein. Ich stehe auf und mache den Abwasch. Räume auf. Dann lege ich mich ins Bett und lese bis ich einschlafe.
Um zwei Uhr wacht sie auf und weint: "Mama!". Sie schluchzt und ist ganz verzweifelt: "Mama, Mama, Mama!" Ich nehme sie in die Arme und wiege sie. "Es ist mitten in der Nacht", sage ich , "jetzt schlafen wir noch ein bisschen und dann kommt Mama". Ich nehme sie zu mir ins Bett und halte ihre Hand. Sofort schläft sie wieder ein. Ich halte die ganze Nacht ihre Hand und mache kein Auge mehr zu.

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