28.06.12
27.06.12
Von hoffnungsvollen Millimetern und unerhofften Belohnungen
Ich besuche neuerdings einen Bauchtanzkurs. Um beweglich zu bleiben.
Die Bauchtanzlehrerin zeigt genauso reizend wie ernüchternd vor, was beweglich ist. Wobei das Reizende überwiegt, wenn ich mich direkt hinter sie stelle, um nicht mich im Spiegel zu sehen sondern ihre schlangenhaften Bewegungen. Ich sehe staunend, wie sie ihren Brustkorb seitlich hin und her bewegt. Ich mache es ihr nach aber bei mir bewegt sich kein Millimeter. Übung, tröstet sie mich. Dran bleiben.
Ich bleibe dran. Nach Wochen ist meine Haltung perfekt, die Arme seitlich leicht gebogen, zu einem aufgehenden Mond, in dessen Schein sich mein Brustkorb aber wie eine Liftfasssäule noch immer keinen Millimeter bewegt.
Noch nie hat es mich so viel Überwindung gekostet, einen Kurs zu besuchen.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es sich lohnt, etwas zu tun, was einem gut tut, was aber Überwindung kostet. Ich meine nicht die momentane Trägheit überwinden, etwas zu tun, was man im Grunde gerne macht, weil es einem liegt. Sondern dran bleiben, wenn man darin nicht gut ist, wenn man niemals Meisterin sein wird, wenn man sich komisch dabei vorkommt, weil man sich als tanzende Liftfasssäule komisch vorkommt. Warum es sich lohnt? Weil manchmal genau das einem gut tun, was am meisten Überwindung kostet.
Zur Belohnung tanzt jede Woche eine wunderschöne Frau bauchfrei und hüftwippend direkt vor meinen Augen.
Die Bauchtanzlehrerin zeigt genauso reizend wie ernüchternd vor, was beweglich ist. Wobei das Reizende überwiegt, wenn ich mich direkt hinter sie stelle, um nicht mich im Spiegel zu sehen sondern ihre schlangenhaften Bewegungen. Ich sehe staunend, wie sie ihren Brustkorb seitlich hin und her bewegt. Ich mache es ihr nach aber bei mir bewegt sich kein Millimeter. Übung, tröstet sie mich. Dran bleiben.
Ich bleibe dran. Nach Wochen ist meine Haltung perfekt, die Arme seitlich leicht gebogen, zu einem aufgehenden Mond, in dessen Schein sich mein Brustkorb aber wie eine Liftfasssäule noch immer keinen Millimeter bewegt.
Noch nie hat es mich so viel Überwindung gekostet, einen Kurs zu besuchen.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es sich lohnt, etwas zu tun, was einem gut tut, was aber Überwindung kostet. Ich meine nicht die momentane Trägheit überwinden, etwas zu tun, was man im Grunde gerne macht, weil es einem liegt. Sondern dran bleiben, wenn man darin nicht gut ist, wenn man niemals Meisterin sein wird, wenn man sich komisch dabei vorkommt, weil man sich als tanzende Liftfasssäule komisch vorkommt. Warum es sich lohnt? Weil manchmal genau das einem gut tun, was am meisten Überwindung kostet.
Zur Belohnung tanzt jede Woche eine wunderschöne Frau bauchfrei und hüftwippend direkt vor meinen Augen.
23.06.12
21.06.12
20.06.12
Namen vergessen, Wörter verwechseln, Sachen verlieren.
Vergesslichkeit kann Unachtsamkeit sein. Es kann aber auch der Wunsch sein, der Realität zu entfliehen. Weil sie überfordert.
Es ist der unbewusste Wunsch, sich aus der Wirklichkeit auszuklinken.
Vielleicht auch, weil die eigene, innere Welt zu wenig Ausdruck findet.
Es ist der unbewusste Wunsch, sich aus der Wirklichkeit auszuklinken.
Vielleicht auch, weil die eigene, innere Welt zu wenig Ausdruck findet.
19.06.12
Darum fühle ich mich nicht
Die Kursteilnehmenden melden sich per SMS vom Unterricht ab. Absenzen-SMS heute:
Guten Morgen Frau Jonka. Ich bin D. Heute ich kann nicht in der Schule kommen, weil ich gewartet ganze Nacht auf mein Mann habe. Eigentlich ich habe Problem mit meinem Mann, darum fühle ich mich nicht. Ich will Deutsch lernen, aber tut mir leid, mein Leben sehr sehr schwierig. Ich warte auf meinen Mann bis 6:00 Uhr. Ich schlafe jetzt. Mein Mann noch nicht ankommen nach Hause. :-(
18.06.12
03.06.12
Das Gefühl von Heimat 2
Besuche eine Lesung in einer Galerie, die gar keine Lesung ist, sondern eine Diskussion. Bei Diskussionen reden immer die am meisten, die um den Brei herum reden. Dann platzt irgendwann irgendeinem den Kragen, und ruft, dass das alles Schwachsinn ist, und sagt, worum es im Brei in Wirklichkeit geht. Und alle könnten nach Hause gehen. Stattdessen sind alle unangenehm betroffen und reden weiter um den Brei herum.
Ich verlasse die Diskussion, was auch ein viel sagender Beitrag um den Brei herum ist. Aber ein stiller.
Einer der Musiker steht auch schon draussen. Es ist der Harmonikaspieler. Ich sage ihm, dass sein Spielen mir gut gefallen hat. Er bedankt sich und lächelt. Dann stehen wir eine Weile so rum und sagen nichts. Ich möchte mich weiter mit ihm unterhalten, weiss aber nicht, was sagen.
Ich frage ihn, mit wem er sonst noch zusammen spielt. "Mit ganz vielen", sagt er, und zählt ganz viele Namen auf, die ich natürlich nicht kenne. Ich merke, dass ich mich mit meiner Fragerei aufs Glatteis begebe. "Welches Ensemble ist denn das bekannteste?", rutscht es in mir aus. Aber ich gebe nicht auf: "Welche Musik spielst du am liebsten?". "Hm", sagt er, "Schrammelmusik". Schrammel, denke ich. Das Eis wird immer dünner. "Ich weiss nicht, was Schrammel ist", sage ich. Er rettet mich: "Komm mit", sagt er, "ich zeige es dir". Wir gehen in die Galerie zurück, die nach der Diskussion im Nullkommanichts menschenleer geworden ist. Er nimmt seine Harmonika und spielt mir den Rest des Abends Schrammelmusik vor.
Ich sitze da, weggetragen und verwöhnt von der Musik und frage mich, was für ein Gefühl diese Musik ist. Als hätte ich etwas zurückgefunden, was ich mein Leben lang vermisst habe. Wie eine Heimat.
Ich verlasse die Diskussion, was auch ein viel sagender Beitrag um den Brei herum ist. Aber ein stiller.
Einer der Musiker steht auch schon draussen. Es ist der Harmonikaspieler. Ich sage ihm, dass sein Spielen mir gut gefallen hat. Er bedankt sich und lächelt. Dann stehen wir eine Weile so rum und sagen nichts. Ich möchte mich weiter mit ihm unterhalten, weiss aber nicht, was sagen.
Ich frage ihn, mit wem er sonst noch zusammen spielt. "Mit ganz vielen", sagt er, und zählt ganz viele Namen auf, die ich natürlich nicht kenne. Ich merke, dass ich mich mit meiner Fragerei aufs Glatteis begebe. "Welches Ensemble ist denn das bekannteste?", rutscht es in mir aus. Aber ich gebe nicht auf: "Welche Musik spielst du am liebsten?". "Hm", sagt er, "Schrammelmusik". Schrammel, denke ich. Das Eis wird immer dünner. "Ich weiss nicht, was Schrammel ist", sage ich. Er rettet mich: "Komm mit", sagt er, "ich zeige es dir". Wir gehen in die Galerie zurück, die nach der Diskussion im Nullkommanichts menschenleer geworden ist. Er nimmt seine Harmonika und spielt mir den Rest des Abends Schrammelmusik vor.
Ich sitze da, weggetragen und verwöhnt von der Musik und frage mich, was für ein Gefühl diese Musik ist. Als hätte ich etwas zurückgefunden, was ich mein Leben lang vermisst habe. Wie eine Heimat.
Glückliche Tage
voller Bewegung, Ruhe,
Wind,
und vorzüglichem Wein.
Heurige hier, Kellergassen dort, Wein überall.
Juhfark.
So heisst ein ungarischer Weisswein von Meinklang.
Juhfark, zu deutsch Lämmerschweif, verdankt seinen Namen seiner länglichen, phallisch gebogenen Traubenform. Sattes Goldgelb, maskulin, feurig, extravagant.
Der beste Weisswein meines Lebens. 19 Euro die Flasche.
Unterwegs Kunst aus dem Autofenster.
Später Mittagessen. Rehbock mit Knödeln.
(Die Zitterpappel erkennt man gut an ihrem Stamm, der unten grau und oben weiss ist.)
Im Aspenwald (Aspen, Espen, Ziterpappeln) suche ich nach dem tatarischen Steppenahorn, der hier vorkommen soll. Im Nu habe ich mich verlaufen.
Finde stattdessen Flatterulmen, die wie Mangroven Brettwurzeln in die Luft schlagen.
Das Gefühl von Heimat
Ich setze mich neben einen alten Mann auf eine Bank am See. Wir sehen schweigend auf den See und ich frage mich, was für ein Gefühl das ist. Am See ist ein Gefühl. Viele Menschen lieben dieses Gefühl. Sie wünschen sich ein Haus am See oder machen Segelferien am See. Man kann im See baden oder auf Seepromenaden flanieren und hat immer dieses Gefühl.
Ich frage den Mann: "Was für ein Gefühl haben Sie am See?" Er denkt lange nach und sagt: Das Gefühl von Heimat. Dann schweigt er.
Der See schweigt auch. Er glitzert in der Sonne und behält seine Geheimnisse für sich.
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