15.03.12

Den Bauch einziehen, oder wie wird man die Wintergefühle los

Ich sehe schlecht aus, sagen derzeit meine Freunde, aber sie meinen es nicht so. Sie meinen etwas bleich und müde. So fühle ich mich auch. Es wird Zeit, dass ich aus den Wintergefühlen rauskomme. Die behagliche Trägheit sitzt noch tief in den Knochen. Und auf einmal soll mein Körper wieder mit dem Velo zur Arbeit fahren, stundenlang im Garten die Erde lockern, hübsche Beine zeigen, und das kuschelige Pölsterchen am Bauch darf er auch nicht behalten. Er reklamiert und ist müde.
Was für die Frühlingsgefühle hilfreich ist, ist ein hübsches, kurzes Kleid. Dazu Stiefel. Das gibt den nötigen Schwung, dachte ich mir. Also schwang ich mich aufs Velo und hörte eine Naht reissen. Der Ärmel, vermutete ich. Ich kehrte um und sah den Schaden im Spiegel an: Es war nicht die Naht, das halbe Kleid war zerrissen. Ich zog mich um. Diesmal ein hübsches, teures Kleid. Nahm, um kein Risiko mehr einzugehen, die Strassenbahn zur Arbeit. Dann trank ich einen Kaffee und kleckerte das teure Kleid voll. So stand ich also mit meinem eng anliegenden Kleid den ganzen Tag vor dreissig Leuten und alle starrten auf den Kaffeefleck auf meinem Winterbauch. Ich sah nicht schlecht aus, aber etwas bleich und müde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen