17.01.10

Firmen Apero

Das für mich immer wieder Erstaunliche an Aperos ist ja, dass die Leute fast dankbar sind, wenn sie angesprochen und egal was gefragt werden.
Das Mühsame ist dann, sie wieder los zu werden.
Es gibt vermutlich Standartsätze, wie man solche Gespräche beendet, ohne unhöflich zu sein.
Nicht, dass ich mich nicht gerne in Gespräche vertiefe. Aber ich spürte die Verzweiflung bis in ihr Halt gebendes Sektglas in der Klammerung.
Und ich wollte sie alle kennen lernen:

Die junge Sekretärin, die nach konzentriertem Wollwaschmittel duftete und trotzdem einen schmuddeligen Eindruck machte, wie ein im Putzeimer vergessen gegangener, nasser Wischmopp. Sie hatte einen Ägypter geheiratet und trat auf, als sei dieser Umstand allein kein naiver Zufall, sondern ein Glaubwürdigkeitsbonus in Sachen Antirassismus. Sie hatte keine Ahnung und eine Art, die ich nur als grossmäulig beschreiben könnte.

Die russische Deutsch als Fremdsprache Studentin, deren Lachen an Eiswürfel im Glas erinnerte. Sie hatte schon als Kind begriffen, dass sie nur aus dem Schlamm rauskommt, wenn sie über Leichen steigt. Ihr Lebensmotto ist, immer die Erste zu sein.

Die alte Lehrerin, die alles besser wusste, und keine Spur von Zartheit hatte. Sie brauchte ständig das Wort 'lustvoll'. Wie sie ihren Unterricht lustvoll gestaltete. Sie war so zäh wie eine Dörrpflaume, und ich gönnte ihr nichts so sehr wie Lust.

Die polnische Bereichsleiterin, die mit ihren hohen Stöckelschuhen im Eilzugtempo die Karriereleiter hinaufgestiegen war. Ich habe noch nicht herausbekommen, ob aus nagendem Machthunger oder schlichter Geldgier.

Es waren keine Gespräche, die einer Vertiefung gerecht werden konnten.

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