25.06.06

Wie ich schlagartig erwachte, oder warum man die Wirkung aufgehängter Bilder nicht unterschätzen sollte.

Wenn man Teewasser mit einem elektrischen Wasserkocher auf dem Gasherd heiss macht, und einem erst dann langsam dämmert, dass etwas falsch ist, wenn es nach verbranntem Plastik riecht und dunkler, schwarzer Rauch über den Stichflammen aufsteigt, dann ist man definitiv noch nicht wach.

Es gibt aber für alles immer noch eine andere Erklärung. Mindestens eine.
Als ich nämlich den brennenden Wasserkocher rasch vom Gasherd nahm und mich in der Küche umsah, wohin ich das schmelzende Teil schmeissen könnte, fiel mein Blick sofort auf das Poster an der Wand.
Sie!
Mein Besuch aus Berlin hatte mir dieses Plakat mitgebracht, eine Ausstellung von Sterling Ruby in Milano. Meine Freunde hatten an mich gedacht, als sie das Bild gesehen hatten: Eine muskulöse Frau mit einem komischen Kerzenständer. Ein seltsames Bild. Und warum an mich gedacht? Manchmal lösen sich Rätsel, wenn man die Dinge wirken lässt und nicht viel daran rumstudiert. Ich hängte das Bild in der Küche auf.
Der Wasserkocher wurde langsam heiss in der Hand und pechschwarze Tropfen fielen auf meinen Afghanischen Teppich. Während ich sie betrachtete, wie sie mit ihren breiten Armen und dem Gesicht im Dunkeln wie eine unheilvolle Türsteherin über die Geschehnisse wachte, wurde ich schlagartig wach. Ich bin ja nicht abergläubisch. Ganz und gar nicht. Aber mir wurde sofort klar, wer an diesem sonderbaren Unglück schuld war.

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