22.08.14

Anspieltipp

für Tage wie diesen, an denen man keine Lust mehr hat, dabei ist alles in Ordnung, wie es ist. Zumindest fast.
I bought this camera
to take pictures of my love
Now that he's gone
I don't have anybody to take pictures of
A lonesome highway
is a pretty good subject
I'm gonna make myself make use of this thing

I'm taking landscapes
I'm taking still lifes
I'm taking bad self portraits
of a lonely woman
 von Lake Street Drive 

18.08.14

Erntezeit


Im Ofen gebacken bekommt Gemüse ein ganz besonderes Aroma. Eine farblich perfekte Kombination ergeben Zucchini, Karotten, Süsskartoffeln, gelbe und rote Paprika, Rote Bete und Blaue Kartoffeln. Dazu harmonieren gelbe und rote Gewürztagetes.


Blaue Kartoffeln sind Urkartoffeln peruanischen Ursprungs, also sozusagen ururalt. Zum Glück habe ich ein ganzes Beet davon angelegt.


16.08.14

Nicht aufgeben!

Im Garten ist alles nass, die Wege verlieren ihre Spur im Dreck, die Erde ist substanzlos, wie ausgeschwemmt. Die sonst so eitlen Dahlien sind bis zum Hals mit Regenerde bekleckert. Die Himbeeren schmecken fahl. Die Blumen lassen ihre schweren Köpfe hängen, faulen vor sich hin. Sie stossen keine Blüten mehr nach, ziehen sozusagen den Schwanz ein. Es fehlt ihnen an Wärme, Schonung, Zeit zum Regenerieren. Stolze, langstielige Sommerblumen, Rittersporn, Astern und Kosmeen, liegen flach am Boden, komplett ergeben. Es sieht aus, als hätten alle schon aufgegeben.
Es macht gerade nicht so viel Spass im Garten.

15.08.14

Hmzgh

Neffe (13): Oh Scheisse das dauert, ich will nach Hause und chillieren.
Ich:  Ich habe dein Oh-Scheisse schon richtig vermisst.
Neffe(13): Hmzgh grmpfzgh.
Ich: Ich weiss.


09.08.14

Liebeswahn


... Eine Abart wird Liebeswahn genannt. Er entsteht in jenen, welche am Nichtlieben stürben, wenn ihr Selbsterhaltungstrieb, oder irgend ein anderer Trieb, nicht die Notmassnahme des Wahns ergriffe. Diese glücklich Unglücklichen bergen sich fortan in einem Phantasiegebilde.

Zitiert aus der Erinnerung, vorgelesen von Alice während des Haaransatzfärbens aus einem Buch von Helen Meier.

Und noch einmal, weil es so schön ist:
... jene, welche am Nichtlieben stürben ...


08.08.14

Wanderwege






Sicht


Ruhetag

Ausschlafen. Frühstücken. Rezepte ausprobieren.


Die Förmchen ausbuttern. Den Rand der Förmchen schuppenartig mit blanchierten Kapuzinerblättern auslegen. Eine gelbe Kapuzinerblüte mit der Öffnung nach unten auf den Förmchenboden legen.


Die Lachsmousse über die Blüte verteilen. Im Backofen bei 120 Grad  25 Minuten garen.

Die Mousse abkühlen lassen und vorsichtig aus dem Förmchen auf den Teller stürzen.

07.08.14

Mystische Begegnung


Meine Freundin aus Berlin, Alice, ist da. Noch die ganze Woche. Darum habe ich keine Zeit zum Schreiben.
Alice ist eine coole Dame so um die fünfzig. Sie ist gerade dabei sich in einen Mann zu verlieben, obwohl sie dies natürlich weit von sich weist. Ein Schweizer Autor, der historische Romane schreibt. Sie hat ihn in Zürich getroffen und schwärmt, jedoch ganz nach ihrer Façon, mit dezent eleganter Zurückhaltung von ihm. Aber das ist gar nicht, was ich erzählen wollte.


Gestern waren wir im Berner Oberland spazieren, hinten im Suldtal. Es gab da ein super herziges Gasthaus, sehr romantisch gelegen. Ich ass eine Bauernrösti, die so dermassen deftig war, dass ich sie mein Lebtag nicht vergessen werde. Ich hatte danach die ganze Zeit Lust auf einen selbstgebrannten Schnaps. Um halb fünf habe ich dann endlich einen Kaffee bekommen, in Aeschiried bei der Postautohaltestelle. Wir sassen an einem Tisch mit Blick auf den Niesen, diese zwielichtige, fiese Berggestalt. Einmal bin ich aus Versehen vom Niesen hinunter gelaufen, ich hatte ja keine Ahnung. Veritable Muskelrisse hatte ich davon.



Heute waren wir im Kiental. Es gab auch da ein Berggasthaus mit sonniger Terrasse, Pfefferminztee für Alice und Kaffee für mich.




Ich verliebte mich innert einer Sekunde in einen Mann, der einen Schnauz und eine Halbglatze hatte. Als er sich setzte, sahen wir uns eine Sekunde lang gleichzeitig in die Augen. Eine Sekunde ist überaus lang. So lang, dass ich mich Hals über Kopf verlieben kann. Ich wunderte mich sehr über meinen Geschmack und war fühlbar verwirrt. Er lächelte und hob die Hand zum Gruss. Ich auch. Ich musste immer wieder hinschauen. Er auch.  Er hatte ziemlich kurze Beine. Es half alles nichts, ich war hingerissen. Alice meinte auch, dass er eine besondere Ausstrahlung hatte, trotz Halbglatze und Schnauz. Er ist sicher zärtlich, sagte sie. Dann sprachen wir über Sex im Alter. Alice hielt das Gesicht in die Sonne und schloss die Augen, lächelte entspannt und milde. Ich hielt die Augen offen und versuchte nicht an Sex zu denken. Als wir das Gasthaus verliessen, drehte ich mich noch einmal um. Ich winkte ihm zum Abschied zu und realisierte, dass diese Begegnung in dem Moment gerade unwiederbringlich verloren ging.



Jetzt muss ich immer wieder in Gedanken hinschauen. Er sicher auch.