25.03.10

Der erste Veilchensalat dieses Jahr

Liebesduft

Die Luft ist belebt von Veilchenduft. Noch bevor man die Veilchen entdeckt, nimmt man bereits ihren Duft wahr. Veilchengeruch ist leidenschaftlich. Ursprung aller Düfte. Denkt man an ihn, meint man ihn schon zu riechen. Er dringt zum Herzen. Er erweckt Erinnerungen an Melodien, Träume und die erste Liebe.
Die Veilchen duften so stark und süss, weil sie so begeistert und erregt vom Frühling sind, dass sie die ganze Welt an ihrem Glück teilhaben lassen. Sie verschwenden sich aus Leidenschaft.

24.03.10

Mittagspause

Die Maler auf der Parkbank mit weissen Farbflecken auf ihren weissen Latzhosen. Als ich vorbeiradle, riecht es nach frisch gekifft.

23.03.10

Bikini intensiv mit weiblichem Dreieck

Es heisse Bikini intensiv, belehrt mich die Kosmetikerin und fragt, ob ich Bikini intensiv total wünsche.
"Nein, nur intensiv", sage ich.
"Strip oder triangle?"
"Ein Dreieck wäre schön."
"Kleines?"
"Nein, so normal."
"Ein weibliches Dreieck also."

22.03.10

Ein gewöhnlicher Alptraum

Ich halte einen Vortrag. Er wird gleichzeitig in 10 Sprachen übersetzt. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Ich habe schlecht geschlafen, aber zum Glück alles aufgeschrieben, was ich erzählen werde. Suche meine Unterlagen in der Handtasche.  Habe sie zu Hause vergessen.
Leider wache ich nicht auf.

16.03.10

Fleissige Stunden im Garten

15.03.10

Telefonieren

So sitzen wir uns an den Monitoren gegenüber, wie alte, steinerne Buddhas.
Mit der Gewissheit all der gelebten Leben in uns.
Erzählen uns
und schauen einander zu, wie wir uns Mühe geben, mit dem guten Leben.

09.03.10

Das dritte Ster Holz diesen Winter

Die schlotternden Berufsschülerinnen an der Haltestelle
Die gebackenen Endivien im Schinkenmantel

Der Spaziergang im Wald

Der Tagesschau-Besuch bei der alten Nachbarin

Die Bettlektüre

07.03.10

Verschwendete Liebe

Lese Sibylle und die Feldblumen. 1937. Von Friedrich Schnack. Seltsamerweise kann ich die Frakturschrift nur lesen, wenn ich vorlese. Beim stillen Lesen komme ich fast nicht voran. Ich stolpere immer über das S, ck und das T. Wenn ich laut lese, trägt mich meine Stimme einfach über die Stolpersteine hinweg.
Lese mir also das Buch vor. Dieses Buch eignet sich vorzüglich zum Vorlesen. Von all den Büchern, die ich gelesen habe, gab es nur zwei Bücher, die sich zum Vorlesen wirklich eigneten. Das Andere ist von Ferlosio, die Abenteuer des Alfanhui.
Sich selber vorlesen ist aber wie alleine Tango tanzen. Oder unbeobachtet Strümpfe ausziehen. Es ist ein bisschen traurig.

03.03.10

Wort und Fleisch

Heute habe ich eine Mail bekommen von meinem ehemaligen Lehrling. Er nennt mich noch immer Stella. Als ich in Deutschland lebte, nannte ich mich Stella. Weil ich guter Laune war und alles verändern wollte. Neuer Ort, neues Leben, neuer Name. Ich suchte einen passenden Familiennamen und kam auf Sturzbach. Stella Sturzbach. Was ich nicht im Geringsten peinlich fand. Herrje. Ich stellte mich überall mit Stella vor, es kannte mich ja niemand. Sogar meinen Briefkasten schrieb ich mit Stella an. Meine Lehrlinge und die Zivis nannten mich Stella, und über die Tankstellenfrau breitete sich der Name wie ein Fegefeuer im Dorf und in der Umgebung aus.
Nach ein paar Monaten war mir der blöde Namen so verleidet, dass ich jedes Mal einen Stich verspürte, wenn ich mit Stella angesprochen wurde. Ich vermisste meinen Namen. Ich verstand auf einmal, warum am Anfang das Wort war, das Fleisch ward. Stella war nicht mein Fleisch. Ich wollte wieder Minka heissen. Eines Tages sagte ich: Leute, ich bin gar nicht Stella Sturzbach sondern Minka. Nennt mich von nun an Minka. Es klappte nicht. Ich hiess Stella. Himmel.

01.03.10

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band 4: Hieb- und stichfest – Knistern

Tuxedomoon und Yann Tiersen. Trost.